Interview mit Donald Lutz

Donald Lutz ist der erste in Deutschland aufgewachsene Baseball-Spieler, der den Sprung in die MLB, (die erste Baseball-Liga in Amerika) geschafft hat.

Schon letztes Jahr hatte er einige Spiele für die Cincinnati Reds spielen können. Die Reds wollten aber das er regelmäßig spielt um seinen starken Homerun Swing weiter zu entwickeln, sie schickten ihn dazu zurück in ihr “Farm System”. Dort hat er in den letzten Monaten seine Spielstärke so eindrucksvoll unter Beweis stellen können, dass ihn die Reds jetzt wieder zurück geholt haben, hauptsächlich um ihre schwächelnden Offensive zu stärken.

Donald Lutz zurück in der MLB

Wir möchten dieses historische Ereignis dazu nutzen, Donald noch einmal den Deutschen Baseball Fans vorzustellen. Viele haben von ihm gehört, hier stellt er sich selbst vor.

Vielen Dank an Steffen Baxalary von den Rostock Bucaneros, der dieses Interview mit Donald Lutz geführt hat.

Donald Lutz MLB
Donald Lutz Cincinnati Reds

Wann und wie bist du das erste Mal mit Baseball in Berührung gekommen?

Ich war schon fast 15 Jahre und mein großer Bruder Sascha (ebenfalls Nationalspieler) hat mich bei den Friedberg Braves in Hessen das erste mal mit zum Training genommen. Er hat gesagt, ich soll es einfach mal ausprobieren! Ich nahm einen Schläger in die Hand und fing an die Bälle über das ganze Feld zu hauen. Da hat es mich gepackt!

Hat dir der Trainer damals schon Talent zugesprochen, oder warst du zunächst einer von vielen?

Hmmm, also bei meinen ersten Schwüngen habe ich schon gemerkt, dass ich etwas mehr Power habe. Aber sonst war ich nur ein kleiner Junge auf dem Feld. Dann haben wir sofort einen Spielerpass für mich beantragt und ich fing an.

Wie ging es dann in Deutschland für dich weiter?

Danach bin ich zu den Bad Homburg Hornets gewechselt, um in der 2. Bundesliga zu spielen. Da war ich gerade 16 Jahre alt. Von dort aus ging es in das Internat nach Regensburg zu den Buchbinder Legionären. Mein Bundesliga-Debüt hatte ich mit 17 Jahren.

Das war dann ja ein sehr rasanter Aufstieg. Wann und wie sind die Scouts der Cincinnati Reds auf dich aufmerksam geworden?

2006 war ich in Italien bei der European MLB Academy. Dort sind die 60 besten Spieler aus Europa und Afrika. Alle spielen für etwa 3 Wochen vor den Scouts verschiedener Clubs, um einen Vertrag zu bekommen.

Die Reds haben dir dann 2007 ein Angebot gemacht. Kannst du dich noch an deine Gefühlslage erinnern?

Ja, ich war total überrascht, weil ich das gar nicht erwartet hatte. Das ging damals alles so schnell und auf einmal hatte ich ein Angebot vor mir liegen. Ich konnte es gar nicht glauben und war total glücklich.

Wie hat sich dein Leben mit dem Wechsel in die USA verändert? Was waren für dich persönlich die krassesten Unterschiede?

Hmm, in Amerika ist alles so groß und liegt weit auseinander, ohne Auto ist man dort verloren. Und das Essen, es sah so aus, als ob Jeder jeden Tag nur Fast Food isst und nichts anderes.

Bei welchen Vereinen warst du in den Minor Leagues für die Reds im Einsatz? Wie funktioniert das alles?

Ich war zunächst 2008 und 2009 in Sarasota (Florida) in der Rookie-League. Dann ein Jahr lang in Billings (Montana), 2011 in Dayton (Ohio), 2012 die erste Hälfte in Bakersfield (Kalifornien) und die zweite Hälfte in Pensacola (Florida). Den Jahresanfang 2013 war ich in Cincinnati und den Rest der Saison wieder in Pensacola.

Wo wohnst du da zum Beispiel, denn die Wechsel zwischen den Ligen können ja sehr schnell gehen.

Entweder bekommt man, wenn man Glück hat, eine Gastfamilie. Oder man sucht sich eine Wohnung! Ja, das mit den Wechseln kann innerhalb von Stunden gehen. Wenn man gerade auswärts ist, dann schicken einem die Freunde auch schon mal die Koffer hinter her.

Wer entscheidet wann du wo spielst?

Hmm, gute Frage (lacht). Das entscheiden mehrere Leute. Normalerweise der General Manager, eine Art Geschäftsführer für den Spielerbereich. Aber auch die Manager (Trainer) der Minor League-Teams und der Farm Director haben was zu sagen. Also in der Rookie Liga setzten sich alle coaches zusammen und entscheiden

Wieviele Teams haben die Reds?

Jede MLB-Mannschaft hat sechs Stück unter der Major League. Dann kommen normalerweise noch zwei in der Dominikanischen Republik und Venezuela dazu.

Am 29. April 2013 hast du dann dein Debüt in der MLB gefeiert. Der Höhepunkt in deiner Karriere?

Auf jeden Fall! Es war unbeschreiblich. Zuerst dachte ich, es ist ein Witz. Aber dann habe ich sofort mein Ticket bekommen und dann wusste ich, jetzt geht es los. Dann habe ich direkt mit meiner Mutter telefoniert und versucht jedem Bescheid zu geben und jeder hat sich sehr für mich gefreut.

War dir bewusst, dass du Geschichte geschrieben hast? Als erster Deutscher in der MLB.

Nein, zu dem Zeitpunkt nicht wirklich. Mir ging so viel durch den Kopf. Erst ein paar Tage später, als ich öfter darauf angesprochen wurde, wurde es mir richtig klar.

Wie hast du den Hype um dich in Deutschland mitbekommen?

SMS, Twitter, Facebook – alles was man sich vorstellen kann. Es war super, so viel Unterstützung zu bekommen. Aber manchmal, vor den Spielen musste ich mein Handy ausmachen, weil es ununterbrochen geklingelt hat.

Was war das tollste und aufregendste während deiner 34 bisherigen MLB-Spiele?

Am besten fand ich, als ich mein erstes „At Bat“ hatte und ich angekündigt wurde. Alle 50.000 Leute sind aufstanden und haben für mich geklatscht.

Gänsehaut?

Japp. Heute noch, wenn ich dran denke.

Und der Homerun?

War auch total krass. Aber das Debüt war zuerst und der Homerun hoffentlich nur einer von vielen!

Du hast 34 MLB-Spiele gemacht, ehe du wieder in die Minor League geschickt wurdest. Warst du da enttäuscht oder stolz auf das bisher geleistete?

Ich war stolz auf alles. Ich wusste, dass es früher oder später, wenn mein Mannschafts-Kollege gesund ist, wieder runter geht. Also hab ich das Beste aus meine Lage gemacht.

Wie siehst du deine Chance 2014 erneut in der MLB zum Einsatz zu kommen?

Gut! Ich habe mich extra im Herbst und Winter in Mexiko in der sogenannten Winterliga auf die Saison vorbereitet! Wenn das Spring Training los geht, will ich 100 % fit sein und loslegen können. Von da an muss ich schauen, wie es weiter geht.

Gibt es Dinge die du aus deiner Sicht noch verbessern müsstest, um deine Einsatz-Chancen zu erhöhen?

Japp, alles (lacht). Generell muss ich an allem arbeiten. Beim Baseball ist keiner perfekt! Ich brauche einfach mehr Spielpraxis. Ich will besser im Outfield werden, da spiele ich ja erst seit zwei Jahren. Und Off Speed Pitches schlagen.

Wie siehst du die Chancen, dass weitere Deutsche den Sprung in die MLB schaffen?

Sehr gut. Es kommt immer mehr Talent aus Deutschland. Max Kepler wurde ja zum Beispiel auch in den 40-Mann-Kader der Minnesota Twins berufen. Das sollte ihm weiter helfen.

Bleibt neben dem Baseball noch Zeit für andere Sachen? Hast du Hobbies oder Leidenschaften, denen du in deiner Freizeit nachgehen kannst?

Wenn ich zu Hause bin, lese ich gerne oder schaue Filme. Aber jetzt groß was unternehmen, dafür bleibt keine Zeit, denn wir spielen jeden Tag.

Was würdest du denn gerne machen, wenn du mehr Zeit hättest?

Hmm, vieles (lacht). Was man so macht. Zeit mit Freunden und Familie verbringen. Oder mal ein „normales Leben“ führen.

Was ist der größte Unterschied zwischen dem deutschen und amerikanischen Baseball?

Die Geschwindigkeit des Spiels, denn die Pitcher werfen härter. Das Niveau der Bundesliga ist relativ niedrig. Aber man kann es nicht vergleichen, da wir in den USA wirklich fast jeden Tag spielen und in Deutschland nur ca. zwei oder drei mal pro Woche gespielt wird.

Wirst du in den USA auf der Straße erkannt und angesprochen?

Als ich in Cincinnati war ja! In den Minour Leagues nicht so oft.

Und in Deutschland?

Wenn ich nicht auf dem Baseballplatz bin, dann nicht.

Wie häufig bist du in Deutschland?

Normalerweise sind es nur ein paar Wochen im Winter.

Vermisst du Deutschland? Wenn ja, was?

Japp. Freunde und Familie. Das deutsche Essen oder auch die Autobahnen.

Warum ist Baseball aus deiner Sicht in Deutschland immer noch eine Randsportart?

Weil einfach Fußball so dominant ist. Ich denke auch viele Leute verstehen das Spiel nicht, was natürlich auch schwer ist, wenn man damit nicht in Berührung kommt. Ich würde mir wünschen, dass einfach mal ein paar Spiele im Fernsehen übertragen werden und dazu erklärt werden. Dann wäre es einfacher zu verstehen.

Welchen Tipp würdest du einem jungen Baseballer geben?

Immer hart trainieren, immer 110 Prozent geben und sich nicht damit zufrieden geben, was die anderen machen. Also immer ein wenig mehr machen als der Rest. Man darf auch nicht den Kopf hängen lassen, wenn es nicht sofort klappt, da man beim Baseball ja einfach viel versagt. Das gehört aber dazu und kann schnell aufs mentale gehen.

Wann und wie bist du zu deinem Spitznamen „Brauner Hulk“ gekommen?

Das war beim Länderpokal in Neu-Ulm mit der Jugend. Es war sau kalt und es hat geregnet. Also hab ich meine Teamjacke unter meinem Trikot angezogen und sah aus wie der Hulk (lacht). Also nannten mich dann alle Brauner Hulk.

Im September 2014 ist u.a. in Regensburg die Europa-Meisterschaft. Was traust du der deutschen Mannschaft zu?

Hmmm, recht viel. Wir werden von Jahr zu Jahr stärker und sammeln mehr Erfahrung. Das wichtige ist einfach, dass auch die jungen Spieler jetzt schon besseres Training bekommen und mit guten Programmen trainieren. Es sind immer mehr gute Trainer im Lande, so dass das Spiel viel besser und früher verstanden wird. – Ich darf in Regensburg leider nicht spielen, da ich zu der Zeit noch im Major League Kader bin.

Vielen Dank für das Interview.
Hans Weisse G+ Profil

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